Schnecken zu Besuch


In der Grundschule Gündelbach sind die Schnecken los… In der Grundschule Gündelbach wurde am Mittwoch den 11.12.24 ein ganz besonderer Therapieansatz mit den Kindern verfolgt: Die Schneckentherapie. Dank der Schulsozialarbeit und dem Förderverein der Grundschule erlebten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 1/2 und der Klasse 3/4 sehr eindrückliche Stunden, die die Natur, das Lernen und die Gemeinschaft verbinden.
Die Idee hinter der Schneckentherapie ist einfach, aber wirkungsvoll. Die Kinder lernen nicht nur viel Wissenswertes über die Schnecke, sondern lernen auch einen behutsamen Umgang. So werden die sozialen, emotionalen Fähigkeiten der Kinder gestärkt.
Bei Frau Strauß, der Schneckentherapeutin, leben zu Hause bis zu 100 Schnecken, die sie alle verpflegt und umsorgt. Wir hatten also eine echte Schneckenexpertin bei uns. Und nicht nur das, auch ungefähr 40 ihrer kleinen Helfer haben uns in Gündelbach besucht.
Alle waren sehr aufgeregt und hatten viele Fragen an die Schneckentherapeutin. Können Schnecken eigentlich pupsen? Haben Schnecken Milchzähne? Oder brauchen Schnecken manchmal auch eine Brille? Frau Strauß wusste auf alle Fragen, die die Kinder stellten eine Antwort und manche Antworten konnten die Kinder sogar direkt erfahren. So lernten wir, dass Schnecken keine Zähne haben aber eine Raspelzunge. Mit dieser kann sie alle Nahrungsmittel klein raspelt. Mutige Kinder konnten das hautnah erleben denn, wenn man eine Schnecke auf der Hand hat fühlt sich das Raspeln wie ein sanftes Kratzen an.
Bevor wir uns jedoch mit den kleinen Tierchen beschäftigten durften, wurden noch einmal ganz klare Regeln zum Umgang mit den Schnecken besprochen. Schnecken darf man nicht an ihrem Häuschen ziehen. Die Schnecken haben nämlich all ihre Organe in ihrem Haus, so auch ihren Magen. Wenn wir daran kräftig ziehen, fühlt sich dies wie ein Schlag in den Bauch an. Außerdem muss man sehr behutsam und ruhig im Umgang mit den Schnecken sein, da sie sich sonst in ihr Häuschen zurückziehen. Schnecken können nicht hören, sondern fühlen die Lautstärke durch die Vibrationen. Wenn also eine extreme Lautstärke besteht empfindet sie dies als Unruhe und das mögen sie gar nicht. Daher muss eine ruhige Atmosphäre unter den Kindern herrschen. Auch Schnecken können Wut und Überforderung ausdrücken. Das zeigt sich, wenn die Schnecken viel Schleim produzieren, sodass sich sogar Blasen bilden. Frau Strauß verglich dies mit Seifenschaum. Das ist ein Zeichen, dass die Schnecke Ruhe braucht. Die Kinder müssen also beim Hantieren mit den Schnecken feinfühlig agieren und auf viele Feinheiten achten, damit es ihnen gut geht. Ähnlich wie im Umgang mit Menschen. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen, indem sie sich um die Tiere kümmern. Durch die langsamen Bewegungen der Schnecke und das interpretieren ihrer Empfindungen, lernen die Kinder Geduld und Achtsamkeit.
In der Klasse 1/2 waren alle Kinder sofort begeistert von den Schnecken. Die Kinder fingen direkt an den Schnecken mit Stöcken Lebensräume zu bauen. Sie beobachteten sie ganz genau, wie sie von Ast zu Ast kriechten oder eine Gurkenscheiben kleinraspelten. Liebevoll wurden die Häuser der Schnecken mit Wasser gewaschen und auch das Trinken wurde genauestens mit einer Lupe beobachtet. Es wurden gemeinsame Pläne überlegt, wie sich die Schnecken gegenseitig besuchen können, damit sie nicht alleine sein müssen und so große Brücken für sie errichtet.
Den Kindern der Klasse 3/4 wurde die Vermehrung der Schnecken von Frau Strauß erklärt. Schnecken sind nämlich nicht nur kleine Klettermeister, sondern auch Liebesengel. Sie schießen mit einem „Liebespfeil“, um so ihr Interesse an der anderen Schnecke kund zu tun. Der „Liebespfeil“ wird aus Kalk produziert, der dann in der anderen Schnecke stecken bleibt. Interessant zu beobachten war, dass die Dritt- und Viertklässler anfangs verhaltener als die Kleinen mit den Schnecken waren. Erst nach einer gewissen Zeit beschäftigten sie sich mit den Schnecken intensiv. Am Ende trauten sich dann sogar zwei ängstliche Kinder, die Schnecken auf die Hand zu nehmen.
Es ist faszinierend zu sehen wie unterschiedlich die Kinder auf die Schnecken reagierten und was für eine Wirkung die Schnecken haben können. Die Kinder übernahmen direkt Verantwortung für sie. Am Ende waren alle begeistert und zeigten großes Interesse an den Tieren. Es war ein harmonisches Miteinander und es herrschte ein respektvoller Umgang zwischen Mensch und Tier. Innerhalb des Sozialen Kompetenztrainings der Schulsozialarbeit wird das soziale Miteinander thematisiert und wie dieses gelingen kann.
Doch genau durch solche tollen Aktionen wird das Gelernte noch einmal verinnerlicht und (be)greifbar gemacht.
An diese Momente werden sich die Kids noch Jahre später erinnern und genau das ist es doch, was wir wollen.
Die Grundschule Gündelbach und die Schulsozialarbeit setzten mit diesem Tag ein Zeichen für ganzheitliche Bildung. Die Schneckentherapie fördert nicht nur die emotionalen und sozialen Kompetenzen der Kinder, sondern auch ihr Interesse an der Natur. In einer Welt, die oft hektisch und stressig ist, bietet die Schneckentherapie den Kindern einen Raum der Ruhe und des Lernens. Die Grundschule Gündelbach zeigt, dass auch kleine Tiere und Menschen große Veränderungen bewirken können.


Kommentar hinzufügen
Kommentare